Dienstag, 6. Juli 2010

Three lions.

Okay, genau genommen war es natürlich nur ein Löwe, der sich auf die Frauenbeauftragte gestürzt und schwer verletzt hat. Dass ich nicht von den zahnlosen englischen Löwen auf dem Platz, sondern von einem mit mehr Biss spreche, dürfte klar sein, aber lest selbst, welch dramatische Geschichte uns der Online-Auftritt der Fuldaer Zeitung vorenthalten hat:

Liebes Tagebuch,
ich bin so schwer verletzt, dass es mir kaum möglich ist, diese Zeilen zu schreiben. Wir waren in einem Löwenpark, dem neben vier Freigehegen für viele verschiedene Wildtiere auch ein Streichelzoo angegliedert ist. Und statt Schafen und Zicklein können dort eben Giraffen und süße kleine Löwenbabys gestreichelt werden. Ich habe das Angebot auch gerne genutzt – bis sich eine dieser gefährlichen Raubkatzen in meinem rechten Arm verbissen hat. Und meine vier tapferen Begleiter? Stehen da, schauen ganz gebannt und besitzen nicht mal die Geistesgegenwart, ein dramatisches Foto von der Situation zu schießen!
Apropos dramatisch: während der Gang zum Stadion am Sonntag einem Spießrutenlauf durch grölende Engländer glich und das schlimmste zu befürchten war, haben wir nach dem Schlusspfiff nur gute Erfahrungen gemacht: viele haben uns abgeklatscht und „Gut gemacht!“ gerufen. So richtig in Rage betrinken konnten sie sich zum Glück nicht, denn bereits in der Halbzeit war das Bier ausverkauft. Während unserer obligatorischen Fotosession nach Spielende gesellte sich Henning zu uns, der durch die verbliebene Fulda-Flagge auf uns aufmerksam geworden ist. Henning wohnt nämlich in der Fuldaer Mittelstraße und freute sich darüber, so fern der Heimat noch andere Fuldaer Rucksäck getroffen zu haben.
Da uns die Zeit bis zum nächsten deutschen Spiel zu lang werden könnte, haben wir uns im FIFA-Ticketcenter Karten für das Achtelfinale Japan – Paraguay besorgt. Die hiesige FIFA-Einrichtung steckt voller mysteriöser Geheimnisse. Nicht immer ist es möglich, dort kurzfristig Karten zu erwerben, obwohl dann letztendlich keines der Stadien voll besetzt ist. Unserer Erfahrung nach geht auf dem Schwarzmarkt immer etwas, und das je nach Spiel nicht einmal unverschämt überteuert. Selbst bei dem Deutschland-England-Klassiker fehlte uns eine Karte, die wir dank einer Fügung des Schicksals und Ralfs hr3-Interview mit Bärbel Schäfer an einer Dorftankstelle in der Nähe der Autobahn zwischen Johannesburg und Bloemfontein bekommen haben. Dort fuhr nämlich gleichzeitig ein deutscher Reiseveranstalter vor, der einen ganzen Stapel Karten für die noch offenen Spiele bei sich hatte. Jetzt sind wir alle für das Viertelfinale am Samstag eingedeckt und wissen, wie die von der FIFA kommunizierte 97%ige Auslastung zustande kommt.
So, jetzt muss ich meinen verletzten Arm schonen.

Vielleicht bis morgen, Deine Silke

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